Digitalisierung als Treiber der Nachhaltigkeit in den Unternehmen
Die nachhaltige Transformation beschäftigt Unternehmen und Wirtschaftsprüfungsbranche, sowohl bei der Berichterstattung und Prüfung als auch strategisch. Welche Rolle spielt hierbei die zunehmende Digitalisierung, wie kann sie unterstützen, wie kann und muss aber auch die IT zur "Green IT" werden? Diskutiert wurden diese Fragen beim diesjährigen Digital Summit des IDW. Sechs Thesen standen im Mittelpunkt .
Nachhaltigkeit ist zum strategischen Thema geworden
Melanie Sack, stellvertretende Sprecherin des IDW Vorstands, führte bei der Eröffnung des Digital Summit aus, dass die Anforderungen an nachhaltiges Handeln deutlich steigen. Die Unternehmen werden zahlreiche neue digitale Prozesse aufsetzen müssen, um Produktionen anzupassen und Informationen bereitzustellen. Sie betonte, dass sich das IDW dafür einsetzt, dass die Anforderungen der Regulierer nicht überbordend sein dürfen, wenn Nachhaltigkeit auch neue Geschäftschancen eröffnen soll.
Der Digital Summit zeigte, dass Nachhaltigkeit zum strategischen Thema geworden ist und daher auch Teil der Geschäftsstrategie sein sollte.
Nachhaltigkeit als Booster für neue Geschäftsmodelle
Unternehmen sollten sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen – denn dieses stellt nicht nur eine Herausforderung dar, sondern eröffnet den Unternehmen viele neue Geschäftschancen. Für den Umgang mit den kommenden Herausforderungen gab Saori Dubourg, Mitglied des Vorstands der BASF SE, in ihrer Keynote „Zukunft braucht ein besseres Design – wie Impact Investment nachhaltig Innovationen fördern kann“ wertvolle Impulse. Marcus Götz, Partner Global Sustainability and Climate Technology bei Deloitte, erklärte, wie Technologie den Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie hilft.
In Green IT liegen große Potenziale
Auf den immens wichtigen Aspekt der umwelt- und ressourcenschonenden Nutzung von IT wiesen Holger Klindtworth, Partner bei Ebner Stolz, und Oliver Fronk, Vertrieb Prior1 GmbH, hin. Sie wiesen darauf hin, dass sich die Rahmenbedingungen für Rechenzentren ändern und Nachhaltigkeit in Planung, Bau und Betrieb mehr und mehr zum zentralen Faktor wird.
Nachhaltigkeitsberichterstattung digital
Gleichermaßen kann auch die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsberichterstattung nur mit digitaler Unterstützung erfolgreich bewältigt werden. Da die gesetzlichen Nachhaltigkeitsberichtspflichten umfassender werden, müssen mehr Unternehmen neue Prozesse zur Ermittlung und Aufbereitung von Informationen einrichten.
Zwei Praxisberichte beleuchteten die Schnittstellen zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeitsberichterstattung: Digitale Lösungen für das ESG-Reporting stellte Viola Möller vor; sie ist Partnerin Sustainability Services bei BDO. Sie führte aus, dass sich eine frühzeitige Auseinandersetzung mit IT-Tools zur ESG-Berichterstattung gerade auch für Erstberichterstatter lohnt, da u.a. zahlreiche interne Stakeholder durch den Veränderungsprozess zu begleiten sind und wesentliche Prozesse des Unternehmens zu evaluieren und ggf. anzupassen sind. Benjamin Lösken, Director bei PwC, berichtete über die praktische Umsetzung des Nachhaltigkeitsreportings nach der EU-Taxonomie. Er zeigte auf, wie auf der Grundlage von Mandanten-Stammdaten mit Hilfe einer tool-gestützten Analyse die KPIs der EU-Taxonomie berechnet werden.
Wirtschaftsprüferbranche ist gut aufgestellt
Die Wirtschaftsprüferbranche versteht sich dabei als Experte bei der Neujustierung der Geschäftsmodelle und bei der Bewältigung der neuen Berichterstattungspflichten wie bei der Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte. In der abschließenden Paneldiskussion unter der Moderation von Melanie Sack nahm neben Viola Möller und Marcus Götz auch Jörn Dieckmann teil, Partner bei Mazars, sowie Stefan Klepzig, Strategic Sales Director Europe bei Schneider Electric. Unternehmer und Wirtschaftsprüfer betonten gleichermaßen, dass die digitale Transformation die Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen müsse. Nur dann, so die Auffassung der Diskussionsteilnehmer, sei die Verfügbarkeit und Qualität der erforderlichen Daten gewährleistet.
Es wurde deutlich, dass Wirtschaftsprüfer die besten Voraussetzungen mitbringen, um Unternehmen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der digitalen Transformation zu unterstützen, da sie tagtäglich als Vertrauensdienstleister Prozesse prüfen und sich mit Geschäftsmodellen beschäftigen.
Standards zur nichtfinanziellen Berichterstattung
Melanie Sack hob hervor, dass für das IDW Nachhaltigkeit ein Kernthema ist. Erst kürzlich hat das IDW einen ersten Entwurf eines Standards zur Prüfung der nichtfinanziellen Berichterstattung (IDW EPS 352 (08.2022)) veröffentlicht. Im Einklang mit internationalen Vorhaben werden weitere Prüfungsstandards bald folgen.