Digitale Geschäftsmodelle: Darauf ist bei der Abschlussprüfung zu achten
News

Bildquelle: jeshoots.com (Unsplash)
21/07/2023
| Digitale Transformation
| Digitale Geschäftsmodelle
Unternehmen mit voll digitalen Geschäftsmodellen weisen eine Besonderheit auf: Im Vergleich zu Unternehmen mit traditionellen Geschäftsmodellen liegen Nachweise für Transaktionen häufig nur noch in digitaler Form vor. Dies ist vom Abschlussprüfer bei der Planung und Durchführung einer Jahresabschlussprüfung entsprechend zu berücksichtigen.
Wirtschaftsprüfende sind im Rahmen der Abschlussprüfung immer häufiger mit der Prüfung voll digitaler Geschäftsmodelle konfrontiert. Ein Frage-und-Antwort-Papier des IDW beleuchtet Folgen für die Abschlussprüfung, vor allem bei der Anwendung von ISA [DE] 315 (Revised 2019), ISA [DE] 330 und ISA [DE] 500.
Lösungen, die Wirtschaftsprüfer*innen in allen Tätigkeitsfeldern digital unterstützen, finden sich auf der Plattform Solon X.
Morgens lesen wir unsere Tageszeitung im Digital-Abo, im Büro arbeiten wir mit Software in der Cloud, auf dem Nachhauseweg steuern wir per Smart Home unsere Heizung und klicken uns durch Soziale Netzwerke und Suchmaschinen, abends schauen wir den Film über einen Streaming-Dienst, und lassen uns das Abendessen über eine Vermittlungs-Plattform ins Haus liefern: Digitale Produkte und Dienstleistungen sind zum ständigen Begleiter unseres Alltags geworden. Dies gilt auch für den Business-to-Business-Bereich, wenn man etwa an die Nutzung von Cloud-Diensten oder die Fernwartung von Maschinen denkt.
So verwundert es nicht, dass Umsätze mit digitalen Produkten oder Dienstleistungen inzwischen einen zentralen Bestandteil der Geschäftsmodelle deutscher Unternehmen bilden. Wie eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigt, tätigen deutsche Unternehmen im Schnitt rund ein Viertel ihrer Umsätze (25 Prozent) auf diese Weise. Der Anteil der Firmen, die überhaupt kein Digitalgeschäft betreiben, ist mit 11 Prozent sehr gering.
Digital oder voll digital?
Was versteht man unter einem digitalen Geschäftsmodell? Digitale Geschäftsmodelle haben zwei Gemeinsamkeiten: Zum einen werden bedeutsame Teile der Wertschöpfung auf digitalem Wege vorgenommen. Zum anderen finden Beschaffungs- oder Vertriebsprozesse mit digitaler Unterstützung statt.
Um als voll digital bezeichnet zu werden, muss ein Geschäftsmodell die folgenden vier Kriterien allesamt erfüllen:
- Der Kundenauftrag erfolgt digital über eine Online-Plattform
- Die Leistungserbringung erfolgt digital, indem das Unternehmen Inhalte, Tools oder Apps zur Verfügung stellt
- Die jahresabschlussrelevanten Prozesse, z.B. die Fakturierung, sind weitgehend digitalisiert und
- Die Zahlungsabwicklung erfolgt überwiegend digital (z.B. mittels Kreditkarte oder eines Zahlungsdienstleisters).
Herausforderung für die Abschlussprüfung
Anders als bei klassischen warenbezogenen Geschäftsmodellen, gibt es bei voll digitalen Geschäftsmodellen keine physischen Produkte und keine Transaktionsbelege über den Transport oder die Warenannahme. Es fehlen häufig die Debitorensaldenbestätigungen, da die Kunden oft Privatleute sind und die Zahlungen meist vorab geleistet werden. Statt Liefernachweisen sind nur die E-Mails des Unternehmens selbst vorhanden, in denen dieses die Bereitstellung der Leistung bestätigt. Dies bedeutet, dass als Prüfungsnachweise hauptsächlich interne Belege des Unternehmens infrage kommen.
Abschlussprüfer*innen müssen daher die Verlässlichkeit dieser Informationen beurteilen, die unternehmensintern mittels automatisierter IT-Prozesse erzeugt wurden. Der Prüfung der IT-Umgebung kommt also eine hohe Bedeutung zu: Um welche IT-Anwendungen handelt es sich? Welche Risiken birgt der IT-Einsatz? Welche generellen IT-Kontrollen und automatisierten Kontrollen sind eingerichtet und funktionieren sie zuverlässig?
Fragen und Antworten zur Prüfung digitaler Geschäftsmodelle
Mögliche Folgen für die Abschlussprüfung beleuchtet der Arbeitskreis „Technologisierung der Abschlussprüfung“ des IDW in seinem Fragen-und-Antworten-Papier anhand konkreter Beispiele. Der Schwerpunkt liegt auf Fragen zur Beurteilung der Leistungserbringung, da hier in der Praxis häufig die größten Herausforderungen gesehen werden.
Im Video-Podcast erläutert Armin Wilting, Partner bei ETL (Center of Excellence) und einer der Mitwirkenden an dem Fragen-und-Antworten-Papier, was man unter digitalen Geschäftsmodellen versteht, welche besonderen Herausforderungen sie aufweisen und was bei der Abschlussprüfung dieser Unternehmen zu beachten ist. Das Interview führt Valerie Wachter, Digital-Expertin im IDW.
Weitere Artikel
Wir setzen auf unserer Webseite Cookies ein, die zur Sicherheit und Funktionalität der Webseite erforderlich sind. Soweit Sie auf die Schaltfläche „Alle Cookies akzeptieren“ klicken, werden alle von uns gesetzten Cookies angenommen.
Ihre Einwilligung umfasst auch den Einsatz von Matomo Cookies, die uns Informationen über die Webseitennutzung geben. Weitere ausführliche Informationen dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Natürlich können Sie eine abgegebene Einwilligung auch jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen.
Soweit Sie auf die Schaltfläche Konfigurieren klicken, können Sie Ihre jeweilige Zustimmung zum Einsatz nicht erforderlicher Cookies im Einzelfall wählen.