Pandemie als Digitalisierungstreiber im Rechnungswesen
Adieu Papierrechnung – Unternehmen digitalisieren zunehmend ihr Rechnungswesen und setzen dabei auf Cloud-Lösungen. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch beschleunigt. Dies geht u.a. aus zwei Studien von KPMG und von PwC hervor. Aber nicht alles läuft reibungslos.
Trotz großer Fortschritte bei der Digitalisierung des Rechnungswesens, die pandemiebedingt einen zusätzlichen Schub erhalten haben, bleiben noch viele Effizienzpotenziale ungenutzt. Dies gilt auch für die digitalisierte Abschlussprüfung und für die nichtfinanzielle Berichterstattung, bei deren Digitalisierung die meisten Unternehmen noch ganz am Anfang stehen.
Für die KPMG-Studie wurden das Feedback von CFOs und Finanzführungskräften in 350 Unternehmen im deutschsprachigen Raum gesammelt. PwC befragte für seine Studie 100 mittelständische und größere deutsche Unternehmen.
Pandemie beschleunigt Digitalisierung der Unternehmen
Laut einer Studie von KPMG sind Akzeptanz und Relevanz von Digitalisierungsprojekten im Rechnungswesen bei mindestes drei Vierteln der befragten Unternehmen gestiegen, 64% haben neue Projekte in Angriff genommen. Bereits die Hälfte der Befragten nutzt Cloud-Lösungen, weitere 13% planen deren Einsatz konkret. Auch bei der Digitalisierung des Purchase-to-Pay-Prozesses verwenden mehr und mehr Unternehmen papierlose Lösungen – von Scanning und OCR-Lösungen bis hin zu digitalen Einkaufs- und Beschaffungsplattformen ist alles dabei.
Wo es noch hakt
Oft hakt es aber noch bei der digitalen Transformation. So kämpft die Hälfte der Unternehmen laut KPMG-Studie mit fehlenden digitalen Belegen und Unterlagen und knapp 40% beklagen fehlende technische Ausstattung. Die größte Hürde ist den Unternehmen zufolge jedoch die fehlende Durchgängigkeit von digitalen Prozessen.
So verwundert es nicht, dass Excel-Tabellen immer noch weit verbreitet: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (57 %) nutzt sie laut einer PwC-Studie zumindest noch teilweise für ihr internes Reporting (daneben haben zwei Drittel der Unternehmen ein ERP-System im Einsatz; SAP ist hier mit 56% der am weitesten verbreitete Anbieter). Robotic Process Automation spielt im Rechnungswesen kaum eine Rolle, zwei Drittel der Unternehmen beschäftigen sich nicht damit.
Schlummerndes Potenzial Abschlussprüfung
Während die Digitalisierung im Rechnungswesen stetig voranschreitet, hat sich die Erkenntnis, welches Potenzial eine digitale Abschlussprüfung bietet, in den Unternehmen hingegen noch nicht umfassend durchgesetzt: Nur 9% der Befragten der PwC-Studie erwarten, dass eine stärker digitale Abschlussprüfung ihnen erhebliche neue Unternehmensinformationen liefern könnte. Prof. Dr. Loitz (PwC) sieht in der weiteren Digitalisierung der Abschlussprüfung dagegen noch größeres Potenzial schlummern, v.a., um Zusammenhänge mit finanzfremden Daten herzustellen. Die Entwicklung in Richtung einer ortsunabhängigen Abschlussprüfung ist dagegen in den Unternehmen angekommen: Die Mehrheit der Befragten (83 %) geht davon aus, dass die Abschlussprüfung in fünf Jahren nicht mehr hauptsächlich physisch vor Ort stattfinden wird. Da 2020 erst 58 % dieser Meinung waren, wird deutlich, dass COVID-19 den seit einigen Jahren bestehenden Trend zur ortsunabhängigen Prüfung drastisch verstärkt hat.
Herausforderung nichtfinanzielle Berichterstattung
Welche Maßnahmen stehen bei den Unternehmen auf ihrem Digitalisierungsweg am höchsten im Kurs? Viele Unternehmen sind dabei, eine Basis für den weiteren Transformationsprozess zu legen, denn das Hauptaugenmerk liegt auf grundlegenden Herausforderungen wie der Homogenisierung der Systeme, der Verbesserung von Stammdaten und der Einführung papierloser Prozesse. Dabei steht mit der nichtfinanziellen Berichterstattung schon die nächste Herausforderung vor der Tür. Hier ist die Mehrheit der Unternehmen noch nicht digital unterwegs. Nach der KPMG-Befragung verarbeiten zwei Drittel der Unternehmen, die bereits nichtfinanziell berichten, die Daten noch manuell. Grund dafür ist die noch fehlende Standardisierung und Regulierung der nichtfinanziellen Berichterstattung.