Strategisches Vorgehen bietet Wettbewerbsvorteile
Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie investieren mehr in ihre Digitalisierung und wenden häufiger fortschrittliche Technologien an. Allerdings geht derzeit nur eine Minderheit der KMU das Thema strategisch an. Für Wirtschaftsprüfer*innen bieten sich Möglichkeiten, ihre mittelständischen Mandanten für die strategische Bedeutung des Themas zu sensibilisieren.
Deutschland muss seine digitale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und mehr in Zukunftstechnologie investieren. Ein bedeutender Wachstumshebel ergibt sich dabei aus der gesteigerten Produktivität, wie das IDW Trendwatch Papier „Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nach Corona“ hervorhebt. Derzeit performt Deutschland in puncto digitale Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich der Industrieländer eher unterdurchschnittlich. Ein Grund hierfür ist - neben fehlenden Investitionen der öffentlichen Hand -, dass der Mittelstand die Digitalisierung häufig nur punktuell angeht.
80% der KMU haben keine Digitalisierungsstrategie
3,8 Millionen Mittelständler gibt es in Deutschland – davon gehen nur 20% ihre Digitalisierungsaktivitäten strategisch an, wie eine Studie von KfW Research zeigt. Es überrascht nicht, dass größere Unternehmen sich häufiger eine Strategie gegeben haben (45% der Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten) als kleinere (32% der Unternehmen mit 10 bis unter 50 Beschäftigten) oder sehr kleine (16% der Firmen mit weniger als 5 Beschäftigten).
Unternehmen mit Strategie digitalisieren sich aktiver…
Die Pandemie wirkte als Digitalisierungstreiber – aber hauptsächlich für diejenigen, die sich vorbereitet hatten: Die KfW-Befragung zeigte, dass während der Corona-Pandemie Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie ihre Digitalisierung intensiver vorangetrieben haben. Die Hälfte der Unternehmen mit Strategie gab an, ihre Digitalisierungsaktivitäten im Vergleich zur Situation vor Corona ausgeweitet zu haben; bei Unternehmen ohne Strategie war dies nur ein Drittel.
… und verfolgen anspruchsvollere Digitalisierungsvorhaben
Ob es um ganz simple Digitalisierungsprojekte geht, wie die Erneuerung von IT-Strukturen und die Einführung neuer Anwendungen, oder um größere Projekte wie die Digitalisierung des Kontaktes zu Kunden und Zulieferern, oder ob gar ein sehr anspruchsvolles Vorhaben in Angriff genommen wird, etwa die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen oder die Einführung digitaler Marketing- und Vertriebskonzepte – stets haben die strategisch agierenden Mittelständler die Nase vorn. Je komplexer ein Projekt ist, desto größer ist der Vorsprung von Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie gegenüber den nicht strategisch agierenden Unternehmen, wenn die Wahrscheinlichkeit gemessen wird, ob sie in dem betreffenden Bereich aktiv zu werden. Dies gilt unabhängig von der Unternehmensgröße oder Branchenzugehörigkeit. Der Effekt zeigt sich außerdem bei höchst anspruchsvollen Innovationen wie Cloud Computing, Big-Data-Anwendungen und Künstlicher Intelligenz (warum KI noch nicht so breit eingesetzt wird, lesen Sie in unserem Artikel „KI: Die Lücke zwischen Möglichkeiten und tatsächlichem Einsatz) .
… und sie investieren mehr
Umfangreichere und anspruchsvollere Digitalisierungsaktivitäten bedeuten auch höhere Ausgaben: So gibt das von der KfW betrachtete typische mittelständische Unternehmen mit Digitalisierungsstrategie knapp 29.000 Euro für seine Digitalisierungsinvestitionen aus und damit deutlich mehr als das „strategielose“ Unternehmen (18.000 Euro).
Wo Wirtschaftsprüfer*innen strategisch unterstützen können
Die strategische Bedeutung des Themas Digitalisierung ist im Mittelstand noch nicht vollständig angekommen. Vor allem kleinere Unternehmen sowie nur regional tätige Unternehmen haben Nachholbedarf, aber auch mehr als die Hälfte der großen Mittelständler haben ihre Digitalisierung noch nicht strategisch verankert. Der Digitalisierungsgrad ist indes entscheidend dafür, wie sich Unternehmen auf Märkten positionieren, wie sie neue Kundengruppen erschließen oder ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln. Wirtschaftsprüfer*innen sind nicht nur bei der Jahresabschlussprüfung gefragte Ansprechpartner der Geschäftsleitung und verfügen über tiefe Einblicke in den Maschinenraum des Unternehmens, die oftmals von Datenanalysen gestützt werden. Sie können wertvolle Impulse geben. Auch durch ihre Branchenkenntnisse und ihre Erfahrung im Prozessmanagement qualifizieren sie sich als Berater in strategischen Digitalisierungsfragen.